Bericht: Blaustein – HSC

Bericht: Blaustein – HSC

Wie im Wellenbad

Die Handballer des HSC Bad Neustadt haben das Hinspiel der 1. Runde der Aufstiegsrelegation zur 3. Liga beim TSV Blaustein mit 27:28 (10:14) verloren. Das wäre die mit Blick auf die nackten Zahlen ganz nüchterne Kurzzusammenfassung.

HSC zeigt Moral

Dass diese nackten Zahlen aber manchmal nur die halbe Wahrheit aussagen, zeigen die unmittelbaren Reaktionen nach diesen äußerst emotionalen 60 Minuten in der Lixsporthalle von Blaustein. Denn statt Ärger über die knappste aller Niederlagen, konnten sich die Mannen von Trainer Chrischa Hannawald angesichts des Spielverlaufes zumindest wie heimliche Sieger fühlen. „Die Mannschaft hat eine super Moral gezeigt und verdient die vier Tore aufgeholt – darauf wollen wir unbedingt aufbauen“, spricht der ehemalige Nationaltorhüter den 22:27-Rückstand in der Schlussphase an. Sein Gegenüber Tim Graf dagegen trauerte sichtlich der großen Chance nach, sich nicht noch eine bessere Ausgangsposition für das Rückspiel am Samstag erarbeitet zu haben. „Für mich sind wir 55 Minuten die bessere Mannschaft und geben dann leicht die Bälle her. Wir hätten aus dem Spiel mit mindestens drei, vier Toren Vorsprung rausgehen können“, sagte Graf, der mit dem Spiel seiner Mannen dennoch zufrieden war.

Schwer zu knackende Abwehr

Der HSC erwischte den besseren Start in eine Partie, die vom Anpfiff weg ohne großes Abtasten beider Teams begann. Nach einem schnellen Kontertor von Gary Hines führten die körperlich überlegenen Rotmilane und taten das auch noch nach knapp zehn Minuten. Aber schon zu diesem Zeitpunkt stotterte der HSC-Angriffsmotor ob der erwartet schwer zu knackenden offensiven 3:2:1-Abwehr der Hausherren („Dass die Abwehr so kommt, war klar“, Hannawald), die Spielmacher Krisztian Galli oftmals bis in den Anwurfkreis zurückdrängte.

Jener Galli war es auch, der früh für Akzente im HSC-Spiel sorgte und für die Bad Neustädter im weiteren Spielverlauf mit herausgeholten und verwandelten Siebenmetern immer mehr zum Faktor und stärksten Rotmilan wurde. Dieser Spielverlauf war fortan geprägt von Hektik, auch, weil das Schiedsrichtergespann von Beginn an mit einer ganz harten Linie auf beiden Seiten etliche Strafwürfe und Zeitstrafen verhängte und kaum Aggressivität in der Abwehr zuließ. Sehr zum Leidwesen unter anderem von HSC-Kapitän und Abwehrchef Julian Bötsch, der früh seine zweite Hinausstellung kassierte (22.) und so dem lange verletzten Franziskus Gerr zwischenzeitlich zu seinem Comeback verhalf. Anstatt kühlen Kopf zu bewahren, ließen sich die Gäste laut Hannawald durch die offensive Abwehr oftmals „in eine Hektik hineintreiben“.

Ein verworfener Strafwurf

Falsche Entscheidungen und technische Fehler im Angriff waren die Konsequenz. Der einzig verworfene Strafwurf von Galli und der auch vergebene Nachwurf von Hines unmittelbar vor der Pause kamen erschwerend dazu. Die unbekümmert aufspielenden Blausteiner profitierten von der Schwäche der Rot-Weißen und zogen angeführt von ihrem sicheren Siebenmeterschützen Philipp Frey und dem frenetischen Publikum im Rücken verdient davon.

Wie im Wellenbad auf und ab ging es auch im zweiten Abschnitt. Nach zwei Kontertoren von Martin Bieger kamen die Gäste wieder heran (15:13) und schnupperten an der Wende, um sich das Leben danach mit technischen Fehlern wieder unnötig schwer zu machen. Dazu gesellten sich ungewohnte Lücken und Nachlässigkeiten in der Abwehr mit einem glücklosen Nick Weber im Tor, der rund 20 Minuten vor dem Ende Felix Schmidl weichen musste. Dem HSC drohte deshalb angesichts eines 14:19-Rückstandes (40.) die Partie entscheidend zu entgleiten, auch wenn Hannawald mit personellen Wechseln im Spiel einiges versuchte.

Blaustein ohne Killerinstinkt

Aber Blaustein fehlte der Killerinstinkt und der TSV musste der anstrengenden Abwehrarbeit Tribut zollen. „Anstatt wegzuziehen, haben wir dann ein bisschen unclever agiert und die Phasen im Spiel werde ich mir auch noch einmal ansehen“, sagte TSV-Coach Graf. Auch die verschiedenen Bad Neustädter Abwehrvarianten wird er sich noch einmal ansehen. Der HSC blieb auch dank der Umstellung auf eine 5:1-Abwehr mit dem vorgezogenen Hines, die auch für das Rückspiel durchaus wieder eine Option darstellen dürfte, auf Tuchfühlung, um dem müde gewordenen Hausherren dann doch wieder dank eigener Fehler neues Leben einzuhauchen.

Einfache Kontertore ließen die Heimfans ob des erneuten Fünf-Tore-Vorsprungs folglich so richtig aus den Sitzen gehen. Der HSC hatte aber die Schlusspointe in einer atemberaubenden, aber von vielen Fehlern geprägten Partie auf seiner Seite. Allen voran dank des pfeilschnellen Martin Bieger, der in der Abwehr Bälle klaute, vorne bei Tempogegenstößen eiskalt blieb und so für ein völlig offenes Rückspiel sorgte.

Das Rückspiel in der Bürgermeister-Goebels-Halle wird an diesem Samstag, 18. Mai, 19.30 Uhr, angepfiffen. Eintrittskarten im Vorverkauf gibt es bei der Flessabank in Bad Neustadt zu den üblichen Geschäftszeiten sowie am Donnerstag, 16. Mai, zwischen 19 Uhr und 20 Uhr im HSC-Vereinsheim (Rhönstraße 45).

Die Statistik des Spiels
Handball: Um den Aufstieg in die 3. Liga, 1. Runde, Hinspiel

TSV Blaustein –

HSC Bad Neustadt 28:27 (14:10)

Blaustein: Beha, Ruhland (ein Siebenmeter) – Behr 1, Hoßfeld 2, Hellmann, Frey 11/7, Kiechle 3, C. Spiß 7, Glück, S. Spiß 3, Wowra, Terbeck, Rapp 2, Wieja.

Bad Neustadt: Weber, Schmidl (ab 42.) – Kleinhenz, Dürr, Fraggis 2, Bötsch 2, Hines 5, Bieger 5, Singwald 1, Drude 1, Gerr, Leskovec 1, Galli 9/7, Rastner 1.

Schiedsrichter: Cesnik/Konrad (Gummersbach).

Zuschauer: 800 (ausverkauft).

Siebenmeter: 7/7:8/7.

Zeitstrafen: 14:14 Minuten.

Spielfilm: 4:3 (10.), 8:7 (20.), 12:9 (26.), 14:10 (30.) – 15:13 (33.), 19:15 (40.), 21:19 (45.), 27:22 (55.), 28:27 (60.).

Quelle: Rhön- und Saalepost