Bericht: HSC – Blaustein

Bericht: HSC – Blaustein

Gerupfte Rotmilane

Maßlose Enttäuschung war den HSC-Fans ins Gesicht geschrieben und die Ernüchterung bei den Spielern, Trainern und Betreuern nach der 24:32 (10:10)-Niederlage im Relegationssrückspiel gegen den TSV Blaustein groß. Allesamt hatten sie weder mit einer Niederlage noch mit einer solchen in dieser Höhe gerechnet. „Aber sie war verdient“, redete HSC-Coach Chrischa Hannawald gar nicht erst um den heißen Brei herum. „Im Prinzip war unsere Leistung noch schlechter als im Hinspiel, ich würde es als kollektives Versagen bezeichnen“. Kein Widerspruch im Foyer, denn es konnte sich kaum ein Fan daran erinnern, die Rotmilane so zerrupft in die Kabine gehen zu sehen.

Größter Erfolg für Blaustein

Bejubelt wurden nur die Gäste, die es kaum fassen konnten, nach dem letztjährigen erfolgreichen Abstiegskampf in der Oberliga erstmals in der Vereinsgeschichte in die Dritte Liga aufzusteigen. „Das ist für mich noch unfassbar“, so TSV-Trainer Tim Graf nach seinem letzten Spiel bei den Württembergern. „Aber wir haben die richtigen Lehren aus dem Hinspiel gezogen, haben Bad Neustadt mit unserer offensiven Deckung wieder Probleme bereitet, dabei den gegnerischen Rückraum weit von unserem Tor ferngehalten, die gefährlichen Freiwürfe gut abgeblockt und unsere Chancen genutzt“. Die richtigen Lehren wollte auch der HSC-Coach aus dem Hinspiel ziehen, aber da machten ihm seine Schützlinge einen Strich durch die Rechnung, weil sie sich neuerlich viele Fehler leisteten, die dem Gast zu etlichen Kontern verhalfen. Da tat sich besonders Linksaußen Philipp Frey hervor, der dazu noch seine jeweiligen Gegenspieler bei Sprungwürfen düpierte und die HSC-Keeper, die am Samstagabend auch weit von ihrer Bestform entfernt waren, schlecht aussehen ließ.

Schlechter Start

Die Hoffnung von Hannawald, dass seine Mannschaft den Kontrahenten gleich in der Anfangsphase ins Hintertreffen bringen und diesen damit zu hektischen Handlungen zwingen würden, zerstob schnell. Denn erst einmal gingen die TSV’ler durch einen Treffer von Patrick Rapp in Führung, die Gary Hines, der auch nicht wie gewohnt wegen frühen Attackierens zu seinen Sprungwürfen ansetzen konnte, nicht zu egalisieren vermochte. Nach der frühen Zeitstrafe für Konstantin Singwald (2.) lief Frey seinen ersten erfolgreichen Konter, ein Fehlpass von Hines brachte dann Niklas Kiechle in Ballbesitz, der Kreisläufer erhöhte noch in Überzahl auf 3:0.

Die Zeitstrafenstatistik sah den frischgebackenen Aufsteiger auch in dieser Hinsicht im Vorteil. Während die westfälischen Unparteiischen gegen die Blausteiner keine einzige Zeitstrafe verhängten, bekamen die Gastgeber gleich sieben, da sie entweder zu ungestüm in die Zweikämpfe gingen oder sich mit fairen Mitteln gegen die tempostarken Gegenspieler nicht zu helfen wussten.

Bruder Leichtfuß beim HSC

Den Drei-Tore-Rückstand steckten die Hausherren zunächst aber gut weg. Ioannis Fraggis, Julian Bötsch, der insgesamt unter den unpräzisen Anspielen an den Kreis litt, sich aber auch einige technische Fehler leistete, sowie Vilim Leskovec mit einem Gewaltwurf aus größerer Entfernung schafften nicht nur den Ausgleich, sondern sogar die 4:3-Führung. Nach dem Ausgleichstreffer durch Christoph Spiß legte der Bayernliga-Meister noch einmal eine Schippe drauf. Nach dem 7:4 herrschte bei den Rotmilanen eitel Sonnenschein und die Hoffnung auf den Aufstieg im ersten Versuch schien durchaus realistisch. In dieser Phase war zu erkennen, dass der Gegner mit konzentriertem Spiel zu packen gewesen wäre, doch nun regierte minutenlang Bruder Leichtfuß bei den HSC’lern. Ein Stürmerfoul von Fraggis, eine ungeschickte Abwehraktion von Leskovec, ein Querpass von Maximilian Drude ins Nichts sowie ein Fangfehler von Julian Bötsch brachten die Gäste in Ballbesitz. Diesen nahmen die Geschenke dankbar an und glichen durch drei Frey-Treffer in Serie zum 7:7 aus.

Unerhoffte Saisonverlängerung

Und es wurde noch schlimmer: Nach einem Leskovec-Fehlpass schloss Rechtsaußen Christoph Spiß den nächsten Konter erfolgreich ab. In den folgenden fünf Minuten lieferten sich beide Teams ein wahres Fehlerfestival, ehe Frey mit dem nächsten Tempogegenstoß für die Gäste auf 9:7 erhöhte.

Bis zum Seitenwechsel schaffte der HSC aber noch den Ausgleich, da war noch nichts verloren und die Stimmung bei seinen Fans noch gut. Auch noch in der 35. Minute beim Stand von 13:13, doch in den nächsten vier Minuten gelang den Graf-Schützlingen die Vorentscheidung. Ausgangspunkt waren zum einen Fehlwürfe des HSC-Rückraums, zum anderen Ballverluste, die meist unerzwungen waren. Jeder Fehler mündete in einen Tempogegenstoß, nach fünf Toren in Folge bejubelte der TSV-Anhang die 18:13-Führung. Diesem Rückstand liefen die Hausherren dann hinterher, garnierten die geplante Aufholjagd mit weiteren Eigenfehlern und sahen sich zudem durch Unterzahlsituationen behindert. Zehn Minuten vor dem Abpfiff zweifelten selbst die größten HSC-Optimisten nicht mehr an einer Saisonverlängerung. Nun müssen sich die Rotmilane in einer Dreierrunde durchsetzen. „Das wird nicht einfach“, gab sich ihr Trainer in der Pressekonferenz keinen Illusionen hin und ließ die leise Kritik anklingen, dass sich mancher Spieler in den letzten Wochen durch nicht-handballerische Aktivitäten um die Konzentration auf das Wesentliche gebracht hatte. „Ich erwarte, dass für die Spieler in den nächsten Wochen der Handball und nichts anderes im Vordergrund steht“, so seine Forderung. Solche Sorgen muss sich der Trainer-Kollege Graf nicht machen. „Wir freuen uns jetzt auf unsere Abschlussfahrt nach Mallorca.“

Für den HSC Bad Neustadt geht es hingegen am nächsten Samstag, 26. Mai, um 17 Uhr zum TV Kirchzell, ehe am Donnerstag, 30. Mai, um 17 Uhr MTV Rheinwacht Dinslaken in Bad Neustadt zu Gast ist. Dinslaken empfängt dann am 1. Juni Kirchzell. Die beiden punktbesten Mannschaften dieses Dreier-Turniers steigen noch auf.

Die Statistik des Spiels
Handball: Um den Aufstieg in die Dritte Liga, 1. Runde Rückspiel HSC Bad Neustadt – TSV Blaustein 24:32 (10:10)

Bad Neustadt: Weber, Schmidl (29. bis 41.) – Kleinhenz 1, Fraggis 3, Bötsch 2, Hines 5, Singwald 2, Bieger 1, Drude 3/2, Kalliske (n. e.), Gerr 2, Rastner 3, Leskovec 2, Galli.

Blaustein: Ruhland, Bittlinger (ab 46.) – Behr 3, Hoßfeld, Hellmann (n. e.), Frey 15/6, Kiechle 4, Ch. Spiß 4, Glück 1, St. Spiß, Weiler (n. e.), Wowra (n. e.), Terbeck 2, Rapp 3, Wieja.

Schiedsrichter: Dux/Follmert (Schlangen/Lemgo).

Zuschauer: 1002 (ausverkauft).

Zeitstrafen: 14 – 0 Minuten.

Siebenmeter: 2/2 – 7/6.

Spielfilm: 2:3 (5.), 7:4 (10.), 7:7 (15.), 7:9 (20.), 9:9 (25.), 10:10 (30.) – 13:13 (35.), 14:18 (40.), 16:21 (45.), 18:25 (50.), 21:29 (55.), 24:32 (60.).

Quelle: Rhön- und Saalepost