HSC-Saisonvorschau 2018/2019

HSC-Saisonvorschau 2018/2019

„Wir wollen Erster werden“

Für den HSC Bad Neustadt beginnt mit dem Auswärtsspiel bei der HT München am Samstagabend (20 Uhr) eine neue Zeitrechnung. Zum ersten Mal seit 1990 geht der Klub wieder in der Bayernliga an den Start. Unfreiwillig, denn nach 26 Jahren in der Drittklassigkeit und einer Saison in der Zweiten Bundesliga hieß es im Sommer: Abstieg. Ein sportlicher Schock für den Klub, der seinen Status als Unterfrankens handballerische Nummer 3 nun im Ligaalltag gegen die DJK Waldbüttelbrunn, den TSV Lohr und die SG DJK Rimpar II verteidigen muss.

Das Gesicht der Mannschaft hat sich kaum verändert, außenrum ist vieles neu. Nicht nur der Trainer und die Gegner. Die Mannschaft wird sich daran gewöhnen müssen, vom ersten Anpfiff an der Gejagte zu sein, den jeder zu Fall bringen will. „Es hilft nichts. Wir können uns nicht verstecken“, nimmt Dieter Schulz, Vereinsvorsitzender und Geschäftsführer der Spielbetriebsgesellschaft, diese Rolle an. „Wir wollen Erster werden. Ich betone aber, dass es schwer wird. Meister zu werden wird kein Selbstläufer.“

Der Trainer

Für den 19-fachen Nationalspieler Chrischa Hannawald (47, EM-Zweiter 2002) ist der HSC Bad Neustadt die erste Station als Trainer. Assistent bleibt Igor Mjanowski, der als Chef in den letzten drei Spielen der Vorsaison den Absturz in die Viertklassigkeit nicht mehr verhindern konnte. Beim Bergischen HC war Hannawald einige Jahre lang Co-Trainer, für einige Wochen im Herbst 2009 interimsmäßig auch Cheftrainer. In seiner aktiven Zeit stand er im Tor der Bundesligisten TV Eitra, GWD Minden, HC Wuppertal, TuSEM Essen, TV Großwallstadt, HSV Hamburg, Rhein-Neckar Löwen und Bergischer HC: immer in kurzen Hosen.

Mit seiner Frau Diana und der gemeinsamen Tochter wohnt er in Brebersdorf bei Schweinfurt. Er ist Gründer und Inhaber einer Handballschule und veranstaltet in ganz Deutschland Handballcamps für Jugendliche. Alleine in diesem Sommer bei sieben verschiedenen Vereinen. „Ich habe aber kein Training in Bad Neustadt verpasst“, sagt er. „Ich habe den Eindruck“, sagt Dieter Schulz, „dass Chrischa Hannawald für uns der richtige Mann im richtigen Moment ist.“

Die Neuen

Fünf Spieler – Felix Wolf, Jan Wicklein, Timo Riesenberger, Filip Milutinovic und Adam Pal – haben den HSC verlassen. Drei neue kamen dazu. Mit Julian Bötsch (29) kehrt ein in der Jugendabteilung des Vereins ausgebildeter Spieler nach vielen erfolgreichen Jahren in Rimpar und einem beim Landesligisten TG Heidingsfeld an den Schulberg zurück, der vom ersten Tag an eine Führungsrolle in der Mannschaft übernommen hat. Seine Mitspieler wählten ihn als Nachfolger von Maximilian Schmitt zum Kapitän. „Er bringt so viel Erfahrung mit“, sagt Hannawald über den Kreisläufer, „wir erwarten uns von ihm positive Impulse.“

Mit dem vom HSC Coburg II gekommenen Maximilian Drude (26) haben die Rot-Weißen wieder einen Linkshänder für den rechten Rückraum. „Er ist unser erster Mann auf dieser Position“, legt sich Hannawald fest. Dass Bötsch und Drude spielerische Bereicherungen sind, stellten sie in der Vorbereitung unter Beweis. Ioannis Fraggis (25) gelang das noch nicht. „Er war viel verletzt“, sagt Hannawald über den Nachfolger von Jan Wicklein auf Rechtsaußen. Der Grieche wird wegen eines Muskelfaserrisses auch noch „zwei oder drei Wochen“ fehlen, sagt Hannawald und ergänzt: „Alle drei passen menschlich hervorragend rein. Wir erhoffen uns von ihnen sehr viel.“

Die Vorbereitung

„So weit bin ich sehr zufrieden“, sagt Chrischa Hannawald über die Vorbereitung. „Die Spieler haben sensationell gut mitgezogen.“ Für Bad Neustädter Verhältnisse gewöhnungsbedürftig war, dass nur wenige öffentliche Testspiele absolviert wurden, vor eigenem Publikum nur das Anfang August gegen den Zweitligisten TV Großwallstadt (22:27). „Wir haben drei Neue und ich musste die Mannschaft erst kennenlernen“, begründet Hannawald das. Ihm war es wichtig, „in Ruhe trainieren zu können.“ Im Ligaalltag gebe es „genug Spiele“, um die Mannschaft zu sehen. „Jetzt geht es endlich los“, sagt Hannawald, was in der Vorbereitung war, interessiere dann niemanden mehr.

Die Liga

14 Klubs spielen in der Bayernliga. Mit dem HSC Bad Neustadt, der DJK Waldbüttelbrunn, dem TSV Lohr und der SG DJK Rimpar II kommen vier aus Unterfranken. Mit HaSpo Bayreuth und dem TSV Rothenburg sind zwei weitere fränkische Klubs vertreten. Aus der Oberpfalz ist die SG Regensburg, aus Niederbayern die TG Landshut. Mit dem Eichenauer SV, der HSG Würm-Mitte und der HT München haben drei Klubs ihre Heimat im Umland der Landeshauptstadt. Aus Schwaben kommen der TSV Friedberg, der TSV Haunstetten und der VfL Günzburg, der Jugendverein von HSC-Trainer Chrischa Hannawald. Hannawalds ehemaliger Jugendtrainer Stefan Hofmeister („mein Mentor“, Hannawald) hat beim ehemaligen Bundesligisten sportlich das Sagen. Von ihm hat sich Hannawald viele Informationen über die Liga besorgt.

Die Favoriten

Es gehört zu den ungeschriebenen Gesetzen im Sport, dass ein Absteiger in der neuen Liga als Favorit gehandelt wird. Dem HSC Bad Neustadt ergeht es nicht anders, zumal der Kader auch nach dem Abstieg ausnahmslos aus Spielern besteht, die jahrelange höherklassige Erfahrung vorweisen können. „Es ist ja schön, dass viele uns als Favoriten sehen“, bleibt Chrischa Hannawald zurückhaltend, „die Liga ist für uns Neuland.“ Freilich habe man sich die Gegner auf Video angesehen, aber: „Wir waren noch nirgendwo live dabei“.

Auf Hannawalds Zettel steht die HT München ganz oben. „Man konnte ja lesen, dass die hoch wollen“, sagt Hannawald. Mit der Verpflichtung des 76-fachen österreichischen Nationalspielers Richard Wöss für die Rechtsaußenposition unterstrich die HT ihre Ambitionen. Zum Saisonauftakt an diesem Samstag, 20 Uhr, muss der HSC gleich im Hachinger Tal (HT) Farbe bekennen: „Das ist eine echte Standortbestimmung“, sagt Hannawald. Weit vorne in der Tabelle erwartet werden auch wieder der TSV Friedberg, Zweiter der Vorsaison, und die DJK Waldbüttelbrunn, Dritter der Vorsaison, um die früheren Bad Neustädter Felix Wolf, Markus Kirchner und Matthias Grünert. „Um den Aufstieg mitspielen“, lautet das Saisonziel der Waldbüttelbrunner.

Die Besonderheit

Die Meister der Oberligen steigen am Saisonende ausnahmsweise nicht direkt in die Dritte Liga auf. Die Mannschaftszahl in der Zweiten Bundesliga wird reduziert, was „in einem Schritt von der 3. Liga und den Oberligen gemeinsam aufgefangen wird“, wie es in einer Mitteilung des Deutschen Handball-Bunds (DHB) heißt. Sprich: Statt zwölf Oberligisten werden nur zehn aufsteigen. Der Meister der Bayernliga bekommt es in einem von sechs Erstrundenduellen zunächst in Hin- und Rückspiel mit dem Meister der Oberliga Baden-Württemberg zu tun. Der Gewinner ist Drittligist. Die sechs Erstrundenverlierer ermitteln in einer zweiten Runde in zwei Dreiergruppen – Modus: jeder gegen jeden – vier weitere Aufsteiger.

Die Fans

Bei den Auswärtsspielen dürfen Fans im Mannschaftsbus mitfahren. Anmeldungen sind an den Heimspieltagen am Fanartikelstand, auf der HSC-Homepage oder per E-Mail möglich: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.“>hsc-fanclub@gmx.de.

HSC Bad Neustadt

Abgänge

Felix Wolf (DJK Waldbüttelbrunn), Jan Wicklein (TuS Ferndorf), Timo Riesenberger (TSV Friedberg), Filip Milutinovic, Adam Pal.

Zugänge

Ioannis Fraggis (Grünheider SV), Maximilian Drude (HSC Coburg II), Julian Bötsch (TG Heidingsfeld).

Tor

Felix Schmidl, Nick Weber.

Außen/Kreis

Ioannis Fraggis, Martin Bieger, Julian Bötsch, Franziskus Gerr, Maximilian Kalliske.

Rückraum

Maximilian Schmitt, Gary Hines, Konstantin Singwald, Maximilian Drude, Vilim Leskovec.

Trainerteam

Chrischa Hannawald (Cheftrainer), Igor Mjanowski (Co-Trainer).

Meistertipp

TSV Friedberg, DJK Waldbüttelbrunn.

Saisonziel

Platz 1.

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Leidenschaft vermitteln

Er ist der Königstransfer des Handball-Bayernligisten HSC Bad Neustadt: Julian Bötsch (29). Der 1,92-Meter große Kreisläufer ist ein Modellathlet, der für seinen enormen Einsatzwillen bekannt ist. Er arbeitet als Disponent bei ZF Friedrichshafen in Schweinfurt und wohnt in Rimpar. Ausgebildet unter und angeleitet von Rainer Kirchner gewann er 2005 mit der B-Jugend des HSC Bad Neustadt die bayerische Meisterschaft. Im Aktivenbereich spielte er für den HSC, die DJK Nüdlingen, den TV Gerolzhofen, die DJK Rimpar Wölfe, mit der er von der Landesliga an die Spitze der Zweiten Bundesliga durchmarschierte, und die TG Heidingsfeld. Zwölf Jahre nach seinem Abschied vom Schulberg trägt Julian Bötsch wieder das rot-weiße Trikot. Und übernimmt gleich eine Führungsrolle.

Frage: Ihre Mitspieler haben Sie zum Kapitän gewählt. Hat Sie das überrascht, Sie sind ja neu in der Mannschaft?

Julian Bötsch: Ja, das hat es. Schließlich ist Maximilian Schmitt jahrelang Kapitän gewesen. Ich hatte das überhaupt nicht auf dem Schirm.

Wer ist noch im Mannschaftsrat?

Bötsch: Es gibt keinen, sondern zwei Kapitäne. Maximilian Schmitt ist Co-Kapitän. Wenn etwas anfällt, ergänzen und unterstützen wir uns. Man kann uns vom Typ her nicht vergleichen, jeder ist auf seine Art für die Mannschaft wichtig.

Geschäftsführer Dieter Schulz gibt den Meistertitel als Ziel aus. Trainer Chrischa Hannawald äußert sich deutlich vorsichtiger. Welches Ziel hat sich die Mannschaft gesteckt?

Bötsch: Wir müssen uns in der Liga erst einmal zurechtfinden. Wir werden auf viele Mannschaften treffen, die seit Jahren zusammenspielen. Und wir müssen wieder Selbstvertrauen aufbauen. Nach den vielen Niederlagen in der letzten Saison ist das bei vielen eher gering. Wir wollen und können eine gute Rolle spielen. Wenn es bei uns passt, kommt der Erfolg, denke ich, von alleine.

Was will die Mannschaft in der neuen Saison den Zuschauern bieten?

Bötsch: Ich will Kampf und Leidenschaft vermitteln. Und wir wollen zeigen, dass der Abstieg letzte Saison unnötig war.

Quelle: Rhön- und Saalepost (14.09.2018)