Bericht: HSC – VfL Günzburg

Bericht: HSC – VfL Günzburg

Vilim Leskovec trifft aus allen Lagen

Die älteren HSC-Fans werden sich noch an die Spielzeiten Anfang der 2000er Jahre erinnern. Die Bad Neustädter Handballer rund um Mile Mijacinovic und Co. spielten damals lange in der Regionalliga Mitte und schickten in der heimischen Bürgermeister-Goebels-Halle reihenweise die Gegner ohne Punkte nach Hause – gefühlt eine Ewigkeit her, quasi im handballerischen Mittelalter. Nachdem die Festung am Schulberg in den vergangenen Jahren oftmals bröckelte und ihren Schrecken bei Gästen verlor, scheint sie nun in der Bayernliga eine Renaissance zu feiern.

HSC hat sich Respekt erarbeitet

Auch der VfL Günzburg konnte bei seiner Spielpremiere in Bad Neustadt, dass sich an diesem Wochenende aufgrund des Events am Marktplatz mittelalterlich präsentiert, nicht in diese Phalanx einbrechen und die Festung stürmen. Für Gästetrainer Stephan Hofmeister war das Bad Neustädter 32:24 (16:12) aber kein Grund, Trübsal zu blasen. Im Gegenteil: „Der HSC Bad Neustadt hat völlig verdient gewonnen. Wir haben für unsere Verhältnisse im Angriff sensationell gespielt und überdurchschnittlich viele Treffer gegen diesen Gegner erzielt. Über 18 – und das ist ja schon fast eine Sensation“, sprach der Übungsleiter. Und in der Tat. Bis vor diesem Spiel war die SG Regensburg mit ihren 17 Treffern der Spitzenreiter in dieser Statistik. Hofmeisters Worte zeigen aber auch, welchen Respekt sich die HSC-Mannen von Chrischa Hannawald schon nach sechs Spielen erarbeitet haben. Der ehemalige Nationaltorhüter selbst war an diesem Abend mit der Arbeit der besten Defensive der Liga „zum Großteil nicht ganz zufrieden“, zu oft gelangen dem VfL zu einfache Tore, gerade aus dem Rückraum.
Dabei konnte Hannawald mit dem Start ins dritte Heimspiel in Folge mehr als zufrieden sein. Ioannis Fraggis, der sich an den Kreis schlich, eröffnete den Torreigen vor den Augen der 564 Zuschauer. Der Grieche zeigte mit am Ende fünf Treffern seinen bislang besten Auftritt im HSC-Trikot. Nachdem Maximilian Drude nach erst sieben Minuten zum 6:2 traf und sich bis dato für die Hälfte aller Bad Neustädter Tore verantwortlich zeigte, drohte den Schwaben das gleiche Schicksal wie zuletzt Regensburg oder Haunstetten an gleicher Stelle. Erst nach zwölf Minuten leistete sich der Tabellenführer in der insgesamt fairen Auseinandersetzung seinen ersten Fehlwurf.

Nicht durchgängig aufgepasst

Bis dato hatte HSC-Goalie Nick Weber, der im ersten Durchgang seine gute Form der vergangenen Wochen bestätigte, schon zwei Siebenmeter der Gäste entschärft. Im weiteren Verlauf zeigte Günzburg, warum es bis vor dem Spiel über den besten Angriff der Liga verfügte und warum Hannawald den VfL als schwersten der drei Heimspielgegner am Stück bezeichnete, „wenn wir nicht aufpassen“. Und dies tat die Heimsieben nicht durchgängig. Günzburg ließ sich unter anderem dank des vorne starken Michael Jahn nicht abhängen und blieb in Reichweite. Dass sie nicht näher herankamen, lag auch an Maximilian Schmitt, der nach überstandener Krankheit diesmal von Beginn wieder die Strippen im HSC-Angriff zog, sich sowohl oftmals in den entscheidenden Zweikämpfen durchsetzte, als auch Nervenstärke vom Siebenmeterstrich bewies. Da fiel es auch nicht weiter ins Gewicht, dass Konstantin Singwald im Angriff keinen guten Tag erwischte. Er wurde nach einer Viertelstunde durch den zuletzt starken Vilim Leskovec ersetzt.

Jener Leskovec versetzte die HSC-Fans nach dem Wiederanpfiff in Begeisterungsstürme und ließ die beiden Günzburger Keeper Patrick Bieber und Dennis Mendle sichtlich verzweifeln. Acht seiner insgesamt neun Treffer erzielte der Kroate im zweiten Durchgang. Diese Treffsicherheit war aber auch von Nöten, zeigte sich Günzburg weiterhin frech und unbekümmert (21:18, 39.). Immer häufiger wurde Kreisläufer Daniel Jäger gesucht und auch gefunden.

Gegner zollt Respekt

Hannawald beorderte fortan Felix Schmidl zwischen die HSC-Pfosten, was sich gleich auszahlen sollte. Dieser führte sich sofort mit Paraden ein, was seine Vorderleute zur Vorentscheidung anspornte. Nach zwei Toren von Leskovec und einem verwandelten Gegenstoß von Gary Hines zweifelte kaum noch einer an den nächsten Heimsieg (24:18). „Wir sind letztendlich, um ein besseres Ergebnis zu erzielen, an den beiden Torhütern des HSC gescheitert“, zollte VfL-Coach Hofmeister seinen Respekt. Auch sein Gegenüber sah eine „bravouröse Leistung“ seines Duos zwischen den Pfosten.

Der Tabellenführer hatte auch deshalb den Gast müde gespielt. Bei diesem trat allmählich die Erkenntnis sein, dass der Schulberg trotz der couragierten Leistung auch an diesem Abend nicht einzunehmen ist. Franziskus Gerr sorgte schließlich für den Schlusspunkt und für den Heimsieg-Hattrick. Und so konnten nicht nur die HSC-Fans, die schon am Mittwoch beim Testspiel gegen die amerikanische Nationalmannschaft erneut Handball am Schulberg sehen können, zufrieden abwandern.

Zu den folgenden Auswärtsspielen des HSC Bad Neustadt in Eichenau und Landhut besteht eine Mitfahrgelegenheit im Mannschaftsbus. Anmeldung unter: hsc-fanclub@gmx.de

Die Statistik des Spiels
Handball: Bayernliga

HSC Bad Neustadt –

VfL Günzburg 32:24 (16:12)

Bad Neustadt: Weber (bis 39.), Schmidl – Fraggis 5, Schmitt 7/3, Bötsch 1, Hines 4, Singwald, Drude 5, Kalliske, Gerr 1, Leskovec 9.

Günzburg: Bieber, Mendle (40. bis 48.) – Knittl 2, M. Jahn 6, S. Jahn, Buck 3, Leix, Herrmann 1, Groß, Jensen 2, Lehr 3/1, Jäger 4, Scholz 3.

Schiedsrichter: Flohr/Murrmann (Stadeln/Altenfurt).

Zuschauer: 564.

Zeitstrafen: 4:4 Minuten.

Siebenmeter: 3/3:4/1.

Spielfilm: 4:1 (5.), 8:3 (10.), 11:8 (21.), 16:12 (30.) – 19:15 (35.), 21:18 (39.), 25:19 (46.), 29:21 (51.), 32:24 (60.).

Quelle: Rhön- und Saalepost